Ich gehe das zugeschissene, verschneite Trottoir entlang.
Während ich ein Stück gefrorenen Hundekot vor mit her kicke und dabei in Gedanken in eine Welt versunken bin, in der jeder Fahrgast der Tram mein Furzen hört, da es keine iPods gibt und die Leute sich anschließend nach dem großen Gelächter angeregt über den soeben gehörten Darmwind unterhalten, viele Gemeinsamkeiten in ihrem Leben finden, zur abwechslung mal hilfreiche Lebensweisheiten austauschen und schließlich auf dem Höhepunkt der intimen, zwischenmenschlichen Kommunikation in einem spontanem und von Liebe durchflutetem Ritual Blutsbrüder werden ohne sich Gedanken über AIDS oder Hepatitis machen zu müssen, tritt aus heiterem Himmel ein Mann an mich heran.
Dieser Mann entspricht meiner Vorstellung eines Antiken Halbgottes/Heroen, sein Lendenschurz bedeckt exakt das Nötigste und betont hierzu seinen durch viel und regelmäßiges Training gestählten Körper. Er trägt sein Haar mittellang (im Bezug auf seine Körperlänge) und um ein Haar wäre mir entgangen, dass er Löwenfell und Keule mit sich führt. Geblendet von seiner Gestalt erlange ich mein Handlungsvermögen wieder und während ich mich frage, warum dieses zugegeben etwas fehlwirkende Mannsbild an einem solchen Tag keine Katzen von Bäumen rettet oder Großmütter über die Straßen der Stadt führt, fällt mir nun auf, dass er von mir immer noch angestarrt wird. Ziemlich schwule Aktion von mir - Ich wende meine Blicke umgehend von ihm ab, und während ich meinen iPod touch pausiere, dringt seine Stimme an mich heran : „....also worauf ich hinaus will ,ich hab da n keines Problem, welches ich ohne weiteres nicht lösän kann. Könntest du miä helfen?“.
Beseelt von meiner Vision einer besseren Welt beschließe ich von jetzt an mein Handeln in der Welt als Maxime zu festigen und nicke.
Ich folge Herkules( wie ich ihn nun bei mir nenne) einen langen Gang entlang in einen leeren Hinterhof.
Dort bekomme ich mit einer routinierten Geste die Keule meines Vorgängers auf den Kopf.
Als ich aufwache sieht meine Umgebung aus, wie durch einen Türspion betrachtet. Ich finde Gefallen an dieser, wenn auch hinderlichen Optik.
Mein iPod touch ist wie selbstverständlich weg. Auch in Ordnung denke ich, fang ich eben an mit dem „bereitfüreinekommunikationsein“ in der Bahn.
An diesem Tag schreibe ich unter großen Kopfschmerzen den selben Satz wie jeden Abend :
Liebes Tagebuch, die Welt ist schlecht doch das geht mir am Arsch vorbei.
//Lobstar
Ahh, Rawstock Darkow - Der Stadtteil mit der höchsten Kommunikationsrate.
AntwortenLöschenSehr schön!
H
ich bin auch derbe!
AntwortenLöschenAaaach, der Kollege Gechner!
AntwortenLöschenMit Verlaub und einiger Genugtuung, so derbe sind sie nicht.
Lesen sie mal meine Monographien, die rocken die ihren aber locker in Grund und Boden.
Ah, ah, ah, Herr Gotting, Verehrtester. Ich möchte jetzt nicht meine Räuberlein über den grünen Klee loben, doch sei an dieser Stelle ein kleiner Exkurs gestattet:
AntwortenLöschenWer einmal im Theater in Berlin den Danton vom lieben Büorg gesehen hat, der weiß, dass dieses Stück ungeachtet seiner Historizität, seiner An-die-zeit-Gebundenheit, seiner ABGESCHLOSSENHEIT, nichts an seiner Aktualität verloren hat. Wer wollte das von ihren verstaubten Reclam-Heftchen wohl mit Überzeugung vertönen lassen? Na?
Ich bin derbe, ihr seid tod!!!!
AntwortenLöschenUnd das hat auch seinen guten Grund.
Es ist Zeit für eine neue Generation von Künstlern, welche die heutige Zeit mit all ihren Problemen und Eigenheiten darstellen, daher ist es wichtig, dass man Euch ,werte Tote, zwar achtet und beachtet, doch niemals den Zeitbezug zur Gegenwart verliert, davon hattet ihr immerhin keine Ahnung.
Es grüßt Hochachtungsvoll
Platon
Ach, der alte Platon wieder.
AntwortenLöschenWas kannst du eigentlich selber? Also wirklich nur du jetzt,ohne, dass du das, was Sokrates gesagt hat, aufschreibst?
Und, wenn ich mich recht entsinne, Digga, hast du zwar versucht mir etwas beizubiegen, die wichtigen Dinge aber habe ICH zustande gebracht.
Und wenn du dich jetzt wieder erdreisten solltest, zu verkünden, in meinem Namen stecke "tot" so muss ich mit bedauern feststellen, dass du NICHT PlaTOTn heißt.
Fick dich!